Darstellung geschlechtsspezifischer Gewalt im deutschen Fernsehen: Studie der MaLisa-Stiftung

Die MaLisa-Stiftung veröffentlichte gemeinsam mit der UFA GmbH die Studie „Geschlechtsspezifische Gewalt im deutschen Fernsehen. Eine Medieninhaltsanalyse.“ Durchgeführt wurde sie von Prof. Dr. Christine Linke und Ruth Kasdorf M.A. und stellt ein Kooperationsprojekt der Hochschule Wismar und der Universität Rostock dar. Sie ist die erste Studie, die einen ersten repräsentativen Überblick über die Darstellung geschlechtsspezifischer Gewalt für deutsche TV-Programme bietet. Analysiert wurde eine repräsentative Stichprobe der Programme von acht TV-Sendern (Das Erste, ZDF, RTL, RTL2, Vox, ProSieben, SAT1 und Kabel Eins), die 2020 zwischen 18 und 22 Uhr ausgestrahlt wurden. Insgesamt handelt es sich dabei um 450 Stunden Material.

Zentrale Ergebnisse der Studie zeigen:

  • Geschlechtsspezifische Gewalt kommt in rund einem Drittel (34 %) der Sendungen vor. Häufig handelt es sich dabei um explizite und schwere Gewalt gegen Frauen und Kinder.
  • Die Betroffenen von geschlechtsspezifischer Gewalt kommen nur in 8 Prozent der Darstellungen ausführlich selbst zu Wort.
  • Bei der Darstellung geschlechtsspezifischer Gewalt im deutschen TV fehlen häufig:
    • Vorabwarnungen über den Inhalt
    • Hinweise auf Hilfsangebote für Betroffene
    • die Beschreibung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
    • eine stärkere Einbeziehung der Betroffenen-Perspektive
  • In Daily-Soap/Scripted-Reality und Doku-Soap/Reality-Soap waren missbräuchliche Inszenierungen und Instrumentalisierung sexualisierter Gewalt mehrfach präsent. Dies ist besonders bedenklich, da es die bereits in der Gesellschaft bestehenden verzerrten Vorstellungen über die Häufigkeit von Falschanschuldigungen verstärken könnte.
  • Sexuelle Orientierung und Homofeindlichkeit ist als Kontext für geschlechtsspezifische Gewalt sichtbar.

Die Ergebnisse der Studie zeigen eindrücklich den großen Handlungsbedarf der Überarbeitung medialer Darstellungen und Inszenierungen geschlechtsspezifischer Gewalt. Die gesellschaftliche Wahrnehmung wird von den Medien mitgeprägt. Die Art und Weise wie Medien über Gewalt gegen Frauen berichten und welche Vorstellungen und (Rollen-)Bilder sie dabei vermitteln, beeinflusst die gesellschaftliche Wahrnehmung von Gewalt gegen Frauen, ihren Folgen und den Möglichkeiten, ihr entgegenzutreten.  Ein bewusster Umgang und eine reflektierte Darstellung ist daher dringend geboten.

Ein Artikel zu den Ergebnissen der Studie ist hier auf der Website der MaLisa Stiftung abrufbar. Die Ergebnisse der Hochschule Wismar stehen hier zum Download bereit: Studie Darstellung geschlechtsspezifischer Gewalt im TV.

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