25. November 2014 – Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11. veranstaltet der Senat alljährlich einen Senatsempfang im Rathaus. In diesem Jahr hielt der Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen in diesem Rahmen den Fachvortrag zum Thema Vergewaltigung und der strafrechtliche Umgang in Deutschland damit. Im Anschluß an den Vortrag gestalteten Studentinnen der Medical School Hamburg gemeinsam mit dem NOTRUF eine Kunstaktion, bei der das Publikum einbezogen wurde. Vortrag und Aktion fanden großen Zuspruch der anwesenden Gäste.

Die Rede des NOTRUFs können Sie hier downloaden und nachlesen. Bitte beachten Sie: Die fachpolitische Rede wendet sich an das Publikum vom Senatsempfang, das MitarbeiterInnen von Fachberatungsstellen aus dem Bereich Opferhilfe, aus der Justiz, Polizei und anderen Behörden und der Politik bildeten. In dem Beitrag wird explizit Vergewaltigung und der gesellschaftliche und institutionelle Umgang mit diesem Gewaltphänomen thematisiert. Es werden auch Details aus Einstellungsbescheiden und Freisprüchen wiedergegeben. Diese können retraumatisierend wirken.

NOTRUF_Vortrag Rathaus 2014_final

Die Aktion: Der Applaus für den Fachvortrag von Sibylle Ruschmeier (siehe oben) ebbt langsam ab, es werden unter den Gästen des Senatsempfangs – ohne Vorankündigung, ohne einleitende Worte – kleine Umschläge weitergereicht, stets mit der Bitte diese weiterzugeben: Souvenire vom Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen. Darin befinden sich entweder Magnete mit Zitaten und Fakten oder kleine Zuckerpillen mit eindeutig zweideutiger Botschaft. Die Kunstaktion ist durchaus gelungen: Wie erhofft standen viele der Gäste auf, baten um das Mikrofon, das umhergereicht wurde und lasen laut vor, was sie in ihrem Umschlag gefunden hatten. Es war ihnen ein Bedürfnis mitzuteilen, was ihnen da „unfreiwillig“ in die Hände gefallen war.


Mariel Renz, Dozentin der  Medical School Hamburg, in einer anschließenden Rede:
„Sie haben gerade etwas bekommen oder in den Zitaten gelesen und gehört, das Sie sich nicht selbst ausgesucht haben. Quasi ein Souvenir: in manchen Kuverts etwas vermeintlich Süßes, das sich bei genauerer Betrachtung als bitter(süß) erweist und einem im Halse stecken bleiben will. Wie die Erfahrung von sexueller Gewalt in vermeintlich „süßen“ Freundschafts- Familienbeziehungen. In anderen Kuverts fanden Sie Orginalzitate von betroffenen Frauen und Mädchen oder aus Gerichtsprozessen. Ähnlich wie von Gewalt betroffene Frauen konnten Sie heute weder erahnen noch vorhersagen oder verhindern, mit diesem Souvenir in Berührung zu kommen. Es geschah unfreiwillig und wurde nicht von Ihnen selbst bestimmt.
Natürlich haben wir Ihnen mit unserer Aktion keine Gewalt angetan, aber wir muten Ihnen etwa zu: nämlich sich unfreiwillig mit dem Thema Sexuelle Gewalt auseinanderzusetzen, ja buchstäblich damit in Berührung zu kommen. Was zunächst wie eine nett gemeinte Geste daherkommt, enthüllt bei genauem Hinsehen Irritierendes und Verwirrendes: Zitate der Ohnmacht und Hilflosigkeit und des Unrechts!
Wir sind verwirrt und wissen nicht genau, was wir da in Händen halten und vor allem: wie wir damit umgehen sollen.
Weitergeben? Entsorgen, schnell wieder loswerden? Hinhören oder lieber weghören? Mitnehmen? Behalten? Welche Gefühle und Gedanken löst die Aktion bei uns aus? Ist uns das peinlich? Ist es beschämend, unangenehm oder schockierend?  Wie nah lassen wir das Thema an uns heran? Nicht nur als professionelle Fachpersonen, sondern vor allem auch als Mensch. Wie wir damit umgehen – da sind wir auf uns allein gestellt!“
Die Kunstaktion war ein Gemeischaftsprojekt der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, Studentinnen der Medical School Hamburg (MSH) / Department Kunst, Gesellschaft und Gesundheit und der Fachberatungsstelle Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen Hamburg e.V.
Was ist die MSH?
Die MSH ist eine private, staatlich anerkannte Hochschule mit Sitz in der Hafencity, die Bachelor- und Masterstudiengänge mit Schwerpunkt Gesundheit und Medizin anbietet. U.a. beherbergt sie ein Department für Kunst, Gesellschaft und Gesundheit, das sich mit der Frage beschäftigt: wie können gesellschaftlich relevante Themen künstlerisch-ästhetisch begleitet werden. Also versuchen wir auf der einen Seite für wichtige soziale Themen (wie die Gewalt gegen Frauen), andere – sinnliche – Zuhänge zu ermöglichen, so dass die Auseinandersetzung und Bewältigung dieser Themen unterstützt wird.
Auf der anderen Seite interessiert uns der Beitrag der Kunst in der therapeutischen Arbeit z.B. mit traumatisierten Menschen. Hier unterstützen wir die Auseinandersetzung mit dem Leiden und letztlich so den Heilungsweg betroffener Personen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier

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