Sexualisierte Diskriminierung am Arbeitsplatz

Sexualisierte Diskriminierung am Arbeitsplatz eine Form der Diskriminierung, bei welcher Sexualität und Sexualisierung bewusst als Mittel zur Machtausübung und Demütigung missbraucht wird.

Sexualisierte Diskriminierung am Arbeitsplatz kann jede Person treffen, unabhängig von ihrem Aussehen, Verhalten, Alter, Familienstand oder ihrer beruflichen Situation.

Laut einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) 1 aus dem Jahr 2022 war etwa jede 11. erwerbstätige Person innerhalb der vergangenen drei Jahren von sexualisierter Diskriminierung am Arbeitsplatz betroffen, cis Frauen dabei sehr viel häufiger (13%) als cis Männer (5%). Sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz ging dabei mehrheitlich von cis männlichen Personen aus. 82% der Befragten gaben an, ausschließlich oder überwiegend von Männern belästigt worden zu sein. Sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz stand häufig im Kontext ungleicher Machtverhältnisse – dabei kann die Belästigung von Kund*innen oder Patient*innen ausgehen (53%) sowie von Kolleg*innen (43%) oder Vorgesetzten (19%). Grundsätzlich kann sexualisierte Diskriminierung am Arbeitsplatz in allen Branchen auftreten.

Sexuelle Diskriminierung am Arbeitsplatz ist meist eine gezielt und bewusst ausgeübte Handlung!

Formen von sexualisierter Diskriminierung am Arbeitsplatz

Sexualisierte Diskriminierung am Arbeitsplatz kann verschiedene Formen annehmen. Beispiele sind:

  • taxierende Blicke
  • anzügliche „Witze“
  • Aufforderungen und Erzwingen von sexuellen Handlungen
  • sexualisierte körperliche Berührungen
  • Bemerkungen sexuellen Inhalts oder unerwünschte Einladungen mit sexuellen Anspielungen
  • Pornographische Bilder am Arbeitsplatz
  • Androhung beruflicher Nachteile bei sexueller Verweigerung
  • Versprechen beruflicher Vorteile bei sexuellem Entgegenkommen

Folgen von sexualisierter Diskriminierung am Arbeitsplatz

Die Folgen der sexualisierter Diskriminierung können für die Betroffene sehr gravierend sein. Neben körperlichen und psychischen sowie ökonomische Folgen, können Betroffene mit spezifischen arbeitsbezogenen Einschränkungen konfrontiert sein.

Betroffene berichten häufig von:

  • Überraschung/ Verwirrt sein
  • Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein
  • Verunsicherung und sozialem Rückzug
  • Selbstzweifel und Schuldgefühle
  • Schamgefühle
  • Ekelgefühlen
  • Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit
  • Panikattacken
  • Schlafstörungen und Alpträume

Und vieles mehr…

Oft lassen sich Betroffene krankschreiben, stellen Anträge auf Versetzung, kündigen ihren Job oder geben ihren Beruf komplett auf. Eine längerfristige Folge kann somit auch Arbeitslosigkeit bis hin zur Arbeitsunfähigkeit sein. Viele Betroffene sehen sich zudem nach einem Arbeitswechsel in schlechter bezahlten Positionen wieder.

Was können Sie tun?

Wenn Sie betroffen von sexualisierter Gewalt am Arbeitsplatz sind, dann können Sie jederzeit in Kontakt mit den Mitarbeiterinnen des FRAUEN NOTRUF Hamburg treten. Wir unterstützen Sie gerne! Auch Gespräche mit Vertrauenspersonen und Kolleg*innen können entlastend sein.

Rechtliche Schritte

Der FRAUEN NOTRUF Hamburg berät Sie gerne im Vorfeld einer formalen Beschwerde, welche Schritte auf Grundlage des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, kurz AGG, ratsam sein können.

Das AGG regelt den Schutz vor sexueller Diskriminierung am Arbeitsplatz. Nach dem AGG § 3. Absatz 4 beinhalten sexualisierte Diskriminierung am Arbeitsplatz alle Handlungen, die „ein unerwünschtes, sexuell bestimmtes Verhalten bezweck[en] oder bewirk[en], dass die Würde der betreffenden Person verletzt wird“.

make it work!“: Für einen Arbeitsplatz ohne sexualisierte Diskriminierung, Belästigung und Gewalt!

Das Projekt „make it work!“ wurde im Jahr 2019 vom bff. Bundesverband der Frauenberatungsstellen in Deutschland ins Leben gerufen und wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert. Die Projektplanung und Umsetzung erhielt in den letzten Jahren erheblich Fahrtwind, unter anderem durch die internationale me too-Debatte im Jahr 2017 sowie die deutsche aufschrei-Debatte vier Jahre zuvor. Angelegt war das Modell-Projekt ursprünglich für vier Jahre und sollte dazu beitragen Strukturen und Netzwerke zu schaffen, die die Arbeitswelt zu einem gewalt- und diskriminierungsfreien Raum zu machen. Von 2023 bis 2026 wird das „make it work!“-Projekt unter dem Titel „make it work – then make it better!“ die fachliche Arbeit zum Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz fortführen.

Sexualisierte Diskriminierung am Arbeitsplatz ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, welches „make it work!“ durch Öffentlichkeitsarbeit versucht in das Bewusstsein zu rücken. Darüber hinaus sollen durch Öffentlichkeitsarbeit die Rechte der Betroffenen gestärkt werden. Weitere Ziele des Projektes sind das Schaffen von lokalen und bundesweiten Netzwerken sowie die Erstellung von Informationsmaterialien zu verschiedenen Themen rund um sexuelle Diskriminierung am Arbeitsplatz. Durch Schulungen und Fortbildungen sollen Fachpersonen und Führungskräfte sensibilisiert und wirksame Präventionsmaßnahmen erarbeitet werden. Über die Zeit sollen darüber hinaus Ansätze guter Umsetzung im Sinne von best practice gegen sexistische Diskriminierung in unterschiedlichen Unternehmens- und Organisationsformen ermittelt werden. Darüber hinaus ist das Angebot von Trainings ein weiterer wichtiger Bestandteil geworden. Die Kernarbeit des Projekts besteht weiterhin darin Betroffene über ihre Rechte zu informieren und die Unterstützung, die die bff Fachberatungsstellen bieten bekannter machen, so dass mehr Betroffene und Unterstützer*innen erreicht werden können. Zuletzt ist Qualitätssicherung ein hoher und wichtiger Anspruch im Projekt.

Weitere Informationen finden Sie hier (2) auf der Seite unseres Bundesverbandes bff. Frauen gegen Gewalt e.V.

1 Dr. Schröttle, Monika/ Meshkova, Ksenia/ Lehmann, Clara (2022): Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz – Lösungsstrategien und Maßnahmen zur Intervention. Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/Expertisen/umgang_mit_sexueller_belaestigung_am_arbeitsplatz.pdf?__blob=publicationFile&v=5

2 https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/aktionen-themen/make-it-work.html

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