Die Zahlen der Menschenrechtsverletzungen sind drastisch. Täglich werden Frauen und Mädchen, trans*, inter* und nicht binäre Menschen Opfer schwerster körperlicher und sexualisierter Gewalt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet sexualisierte, physische und psychische Gewalt innerhalb und außerhalb von Partnerschaften als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen. Studien kommen zu dem Ergebnis, dass weltweit jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt wird. Bereits im Jahr 1994 wurde die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in die Liste der Handlungsprioritäten der WHO aufgenommen.
Das Trans Murder Monitoring (TMM) 1 hat zwischen dem 01. Oktober 2022 und dem 30. September 2023 insgesamt 320 Morde weltweit an trans* und genderdiversen Menschen gezählt. Das ist nahezu die gleiche Zahl an Getöteten wie im Jahr zuvor (2022: 327 Morde). Die Dunkelziffer ist vermutlich weitaus höher. Dies zeigt, dass die Gewalt und Grausamkeit auf einem gleich hohen Level bleibt. 94% der getöteten trans* Menschen waren trans* Frauen. 80 % der gemeldeten Ermordungen bezogen sich auf trans* Personen, die zugleich von Rassismus betroffen waren. Das entspricht einem Anstieg von 15 % gegenüber dem letzten Jahr. Laut dem TMM gibt es weiterhin zahlreiche Überschneidungen von Misogynie, Rassismus und Anfeindungen gegenüber Sexarbeiter*innen. Die meisten Todesopfer 2023 waren Schwarze und PoC trans* Frauen sowie trans* Sexarbeiter*innen.
Laut einer Studie der Europäischen Grundrechteagentur (European Union Agency for Fundamental Rights, kurz FRA) (2) aus dem Jahr 2014 hat jede 3. Frau über 15 Jahren in Europa sexualisierte und/oder körperliche Gewalt erlebt.
Die bislang einzige repräsentative Studie in Deutschland (3) aus dem Jahr 2004 bestätigt bisherige Forschungen:
Laut dem Abschlussbericht des Arbeitskreises Bekämpfung homophober und transfeindlicher Gewalt 4, der im Jahr 2022 vom Bundesinnenministerium ins Leben gerufen wurde, sind in Deutschland im Jahr 2022 die registrierten Fälle von Hasskriminalität gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, inter* sowie queeren Menschen (LSBTIQ*) weiter gestiegen. So wurden über tausend Straftaten (insgesamt 1005, davon 227 Gewaltdelikte) im Bereich sexuelle Orientierung und 417 Straftaten (davon 82 Gewaltdelikte) im Bereich geschlechtliche Diversität erfasst.
Bezogen auf die weibliche Bevölkerung von Hamburg bedeutet das:
Aus der Hamburger Polizeistatisik 2020: 5
Im Jahr 2020 betrug die Zahl der polizeilich bekannten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung 1 955. Dies sind 10,1% (entspricht 179 Fälle) mehr als im Vorjahr. Die Zahl der weiblichen Betroffenen betrug 88,1%. Besonders erwähnenswert ist der Anstieg der polizeilich bekannten Fälle der Verbreitung von pornographischen Inhalten um 63,8% auf 434 Fälle.
Im Jahr 2020 stiegen die Zahlen der Polizeilich bekannten Fälle von Vergewaltigung, Nötigungen und sexuellen Übergriffen in besonders schweren Fällen auf 295 Fälle an. Dies sind 35,9% mehr als im Vorjahr 2019.
Die Dunkelziffer, d.h. die Zahl der Taten, die nicht durch eine Anzeige bekannt werden, ist laut Forschungen rund 5 – 15-mal höher.
Tatrisiko/Verurteilungen
Eine im Mai 2009 veröffentlichte Studie (6), die die Strafverfolgung von Vergewaltigung in Europa vergleicht, zeigt:
Mögliche Folgen für die Betroffenen
Sexualisierte Gewalttaten sind für die Betroffenen häufig folgenschwer. Die Auswirkungen sexualisierter Gewalt sind meist langfristig zu spüren. Sie umfassen häufig mehrere Bereiche der hier grob skizzierten Folgen
Aus der Statistik der Hamburger Beratungsstelle Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen:
(1) https://transrespect.org/en/trans-murder-monitoring-2023/
(2) https://fra.europa.eu/de/publication/2014/gewalt-gegen-frauen-eine-eu-weite-erhebung-ergebnisse-auf-einen-blick
(3) Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ von 2004 verfügbar unter: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/studie-lebenssituation-sicherheit-und-gesundheit-von-frauen-in-deutschland-80694
(4) https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/nachrichten/2023/06/ak-abschlussbericht.html;jsessionid=8D43B5CDA5E142EAD520C7D6138BB960.2_cid378
(5) https://www.polizei.hamburg/contentblob/15030656/84c6c1a1eba86e173c1c92782fd39030/data/pks-2020-do1.pdf
6 Kelly/ Seith/ Lovett: „Unterschiedliche Systeme, ähnliche Resultate? – Strafverfolgung von Vergewaltigung in elf europäischen Ländern“, London Metropolitan University, 2009