Vertrauenspersonen

Informationen für Vertrauenspersonen

Partner*innen, Freund*innen, Eltern, Angehörige und andere (professionelle) Bezugspersonen, die eine Frau oder ein Mädchen nach einer sexuellen Gewalthandlung unterstützen möchten

Im eigenen Umfeld von einer Vergewaltigung oder einem sexuellen Missbrauch zu erfahren, löst auch für Sie als Vertraute/n des betroffenen Mädchens oder der betroffenen Frau viele Unsicherheiten, Besorgnisse und Ängste aus. Da ist Ihre Fürsorge, das Bedürfnis, zu helfen, aber auch oft das Gefühl der Hilflosigkeit oder der Eindruck, mehr und mehr an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit zu geraten. Vielleicht wissen Sie, was Sie tun würden. Aber das betroffene Mädchen/die Frau möchte von all dem nichts hören.
Sie übernehmen mit dem Vertrauen, das Ihnen geschenkt wurde, oft eine Verantwortung, die allein nicht leicht zu tragen ist.

Daher möchten wir Sie als Mutter, Vater, Angehörige/n, Freund*in, Partner*in oder Betreuer*in an dieser Stelle auf unser Angebot aufmerksam machen, auch Sie zu unterstützen.
Übersicht der Hilfsangebote
Hier können wir Ihnen lediglich sehr allgemeine Hinweise geben, die Sie berücksichtigen sollten.

Glauben Sie ihr.
Das, was dem betroffenen Menschen in einer Vergewaltigungssituation passiert, ist äußerst beschämend. Niemand redet gern über das, was Schamgefühle auslöst. Fast jedes Mädchen, jede Frau, die vergewaltigt wurde, fürchtet nicht nur die vielen peinlichen Fragen. Sondern sie fürchtet ebenfalls die möglichen Vorwürfe und Zweifel, wenn sie von der Vergewaltigung erzählt.

Vermeiden Sie bohrende oder zweifelnde Nachfragen.
Eine Vergewaltigung löst immer eine tiefe Verunsicherung aus. Gefühle von Schuld und Scham sind daher normale Reaktionen. Ständige „Warum“- und „Wieso“-Fragen verstärken Selbstzweifel und Schuldgefühle. Daher sind diese Fragen nicht hilfreich.

Treffen Sie keine Entscheidungen gegen den Willen der Betroffenen.
Nach dem Verlust von Kontrolle und der Erfahrung von Ohnmacht in der Vergewaltigungssituation ist es wichtig, wieder Kontrolle über das eigene Leben zu bekommen. Handeln Sie daher nicht über ihren Kopf hinweg. Erzählen Sie auch nichts ohne das Einverständnis des Mädchens/der Frau weiter. Die Betroffene muss sich auf Sie verlassen können.

Die Frage, ob Anzeige erstattet wird oder nicht, muss die Betroffene in Ruhe entscheiden.
Drängen Sie nicht zur Anzeige. Die Frau allein muss die Belastungen von Ermittlungs- und Strafverfahren tragen. Eine einmal erstattete Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs oder Vergewaltigung kann nicht zurückgenommen werden.
Rechtliche Informationen zu Ermittlungs- und Strafverfahren

Signalisieren Sie Ihre Gesprächsbereitschaft.
Beachten Sie die geäußerten Fragen und Ängste. Aber bedrängen Sie die Frau/das Mädchen nicht, über die Tat oder die Tatumstände zu sprechen, wenn sie nicht möchte. Akzeptieren Sie ihr Bedürfnis zu reden oder zu schweigen.

Hilfreich ist es auch, Schutz und Sicherheit zu bieten.
Das kann bereits Ihre mitfühlende Anwesenheit sein. Sie können auch Angebote machen, die das Mädchen/die Frau von Alltagsaufgaben entlasten. Sie können ihr anbieten, sie auf Angst auslösenden Wegen zu begleiten oder ihr diese Wege abzunehmen.
Vermeiden Sie aber Bevormundung oder Überbehütung, wenn Ihre Angebote abgelehnt werden.

Versuchen Sie, sich einzufühlen.
Jede Frau, jedes Mädchen ist eine eigene Persönlichkeit. Das, was Frauen und Mädchen in einer Vergewaltigungssituation erleiden müssen, ist sehr unterschiedlich. Die Reaktionen auf eine sexuelle Gewalttat können daher ebenfalls sehr unterschiedlich sein.
Informationen hierzu finden Sie auch unter Nach einer Vergewaltigung.

Versuchen Sie, geduldig zu sein.
Der Schrecken, die Angst in der Vergewaltigungssituation, aber auch die demütigenden, beschämenden Erfahrungen der sexuellen Gewalthandlungen wirken oft lange Zeit, manchmal über Jahre, nach.
Länger anhaltende Folgen von Gewalt können z. B. Schlafstörungen, Alpträume, Ängste, Veränderungen des sexuellen Begehrens, Depressionen, Gedanken an Selbsttötung u. v. a. sein.
Manchmal brechen Folgen sexueller Gewalthandlungen sehr viel später durch ein anderes Ereignis wieder auf. Manchmal treten Auswirkungen sexueller Gewalterfahrungen erst Jahre später auf.

Achten Sie auf Ihre eigenen Grenzen.
Sie können nicht all die vielen Probleme und Fragen, die sich nach einer Vergewaltigung stellen, auf einmal lösen. Weder können Sie alles wissen noch verfügen Sie über übermenschliche Fähigkeiten. Teilen Sie dem Mädchen/der Frau mit, wenn Sie ratlos sind.
Es ist normal, wenn Sie sich erschöpft, überfordert und hilflos fühlen. Auch das können Sie dem Mädchen/der Frau ehrlich mitteilen.

Versuchen Sie, Ihre innere Ruhe wiederzufinden.
Die meisten Menschen reagieren emotional sehr heftig, wenn eine Frau oder ein Mädchen aus dem engsten Umfeld Betroffene sexueller Gewalthandlungen wurde. Manchmal sind Wut und Rache die ersten Gefühle, die empfunden werden. Manchmal können eigene Gefühle von Schuld und Versagen entstehen, als ob man selbst die Gewalttat hätte verhindern können. Manchmal können Erinnerungen an eigene Gewalterfahrungen hochkommen.
All das ist normal und verständlich.
Doch sehr heftige Gefühlsausbrüche und unüberlegtes Handeln erzeugen oft das Gegenteil von dem, was Sie eigentlich möchten: Helfen und der Frau/dem Mädchen beistehen, ihr seelisches Gleichgewicht wiederzufinden. Überreaktionen führen oft nicht nur zu unüberlegten Handlungen, sondern sie können Betroffene überfordern, die eventuell noch unter dem Schock sexualisierter Gewalt stehen und/oder unter den Folgen dieser Gewalt leiden.
So schwer es ist: Versuchen Sie, ruhiger zu werden.

Holen Sie sich Unterstützung.
Manchmal finden unterstützende Bezugspersonen im Freund*innen- oder Kolleg*innenkreis hilfreichen Beistand. Doch nicht immer ist das möglich,
z. B. weil die Betroffene es nicht möchte oder weil Sie selbst fürchten, dass es dort weitererzählt wird. Manchmal reichen Gespräche mit Freund*innen (allein) nicht aus. Manchmal spalten Gespräche über die Gewalttat den Bekanntenkreis.
Einfühlende, fachliche und an die Schweigepflicht gebundene Unterstützung finden Sie in der FRAUEN NOTRUF-Beratungsstelle (Kontakt) oder in anderen Fachberatungsstellen. Adressen und Links

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